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Kongobrief November 2022
Die Empfänger, die von den LHL-Projekten im Kongo profitieren sind bitterarm. Dies wird auch mir immer wieder bewusst, wenn ich die Berichte lese, etwa von den Empfängerinnen der Lorena-Öfen in Uvira. Sie stellen überglücklich fest, dass sie mit diesen Lehmöfen erhebliche Mengen an Brennholz sparen können. Bisher kochten sie mitten in der Stadt Uvira am Tanganjikasee immer noch auf dem Drei-Steine-Ofen. Hier ein Bericht
Wir bei LHL haben alle möglichen anderen Ofentypen entwickelt, aber für diese Mütter wären sie alle zu teuer. Sogar der Lehmofen ist zu teuer, selbst wenn dieser nur drei oder vier Dollar kostete. So verschenken wir diesen und finanziert wird dies durch Ihre Spenden. Auch das muss immer wieder gesagt werden: Die Armut ist deshalb so groß, weil viel zu wenige Arbeitsplätze mit regulären Einkommen vorhanden sind. Der große Reichtum des Kongos, Holz und Bodenschätze, werden schon seit Jahrzehnten diskret aus dem Land herausgeholt und die Einnahmen daraus lassen die Bilanzen von Konzernen in Europa, Amerika/Kanada oder Asien glänzen – und die Konten von ganz wenigen Kongolesen, welche die Abbau-Lizenzen erteilen. Die Bevölkerung sieht davon nichts. Wir von LHL können daran nichts ändern, aber wir können mit der bitterarmen Bevölkerung solidarisch sein und immer wieder kleine Initiativen unterstützen, die mit guten Ideen Schritt für Schritt ein lebenswerteres Leben planen und durchführen.
Dabei sind auch Rückschläge zu verzeichnen: 2020 waren wir hocherfreut, dass die kongolesischen Gremien für ein Weltbank-Projekt zur Förderung u.a. von Schulen, unser Vorhaben für eine Berufsschule in Kamanyola unterstützten. Den Bericht dazu finden Sie hier
Dann kam die Pandemie und bei der Weltbank in Washington und fast überall sonst war Lock-Down, Stillstand. Und danach wurde plötzlich in den USA alles umgestellt. Jetzt wollte man nicht mehr Schulen fördern, sondern Trinkwasserprojekte und man erinnerte sich nicht mehr an die Befürwortung der Berufsschule von 2020. Dabei benötigten die Jugendlichen nichts dringender als berufliche Ausbildungen, vor allem im Handwerk, so wie das geplant war. Die Stiftung Demokratie im Alltag in Siegen hatte uns bereits den Eigenanteil zur Verfügung gestellt, der plötzlich nicht mehr benötigt wurde. Vor einigen Wochen kam der Antrag aus Kamanyola: Können wir mit dem Geld des Eigenanteils noch einmal Alphabetisierungskurse für junge Frauen durchführen? Dies geschieht nach der Methode Paulo Freire. Da ist Erfahrung vorhanden: Die Stiftung in Siegen war einverstanden und deshalb drücken jetzt wieder ungefähr 100 junge Mütter die Schulbank.
Diese Mütter konnten als Kinder nicht zur Schule gehen, weil die Eltern das Schulgeld nicht aufbringen konnten. Genau aus diesem Grund unterstützen wir schon seit fast 10 Jahren das Programm für Schulgeld, von dem auch viele Mädchen profitieren. In diesem Schuljahr sind 165 Kinder in diesem Programm, viele davon Waisen- oder Halbwaisenkinder. Für dieses Programm suchen wir weiterhin Schulgeld-Paten oder allgemeine Unterstützer:
Seit vielen Jahren kenne ich Ferdinand, der im vorigen Jahr sein Ingenieurstudium in Goma beendete. Wir haben ihn hin und wieder unterstützt, weil sein Vater vor einigen Jahren gestorben war. Aber im wesentlichen hat er sein Studium durch praktische, innovative Ideen finanziert. Sein besonderes Interesse ist zu unserer Freude die Verbesserung der Haushaltsenergie. Sein neues Projekt ist auf Betterplace angekündigt, aber er hat mit LHL-Förderung kürzlich auch erste Ausbildungen für solares Trocknen organisiert. Solche Ausbildungen können nun standardmäßig immer wieder stattfinden und jungen Leuten eine berufliche Perspektive bieten, denn wenn Lebensmittel in den Tropen haltbar geworden sind, können sie auch außerhalb ihrer Saison angeboten werden.
Ähnliche Ideen haben die Marafiki wa Mazingira (MWM, jugendliche Freunde der Umwelt). Wir erinnern uns: In Katana, Kavumu, Burhinyi, Luhwinja, Kaziba, Mushenyi, Nyangezi, Ngomo und Uvira (Süd-Kivu) haben wir in den letzten Jahren Gruppen von Kindern unterstützt. Tausende im Laufe der Jahre! Sie lernten Bäume pflanzen und eine Gemüsevielfalt anzubauen. Die Leiter der Gruppen erhalten eine Fortbildung, dazu hier ein Bericht. Demnächst soll wieder eine Fortbildung stattfinden. Was diesmal Thema sein soll ist für uns hochinteressant: Die MWM von Mushenyi und Ngomo stellen bereits Fruchtsäfte her und verkaufen die Flasche für einen halben Dollar. Die nächste Fortbildung soll nun diese Kenntnisse an alle anderen Gruppenleiter vermitteln. Der Idee ist, dass durch solche ökonomischen Projekte die Jugendlichen eher auf dem Land bleiben und nicht in die Städte abwandern. Und wieso Fruchtsäfte? Seit mehr als 15 Jahren haben wir in allen Aufforstungsprojekten auch das Pflanzen von Obstbäumen gefördert. Und jetzt haben sie Obst in Hülle und Fülle! Aber nur in der Erntezeit, denn Konservierungstechniken sind in den Tropen unbekannt. So ist dann eine riesige Tasche voller Mangos für weniger als einen Dollar zu haben. Doch sobald eine Frucht konserviert werden kann, also z.B. als Obstsaft, ändert sich das radikal: Plötzlich ist ein Produkt verfügbar, welches das ganze Jahr über nachgefragt wird. Genau das soll jetzt vermittelt werden. Natürlich wollen die Kinder in den Gruppen weiterhin in ihren Baumschulen Setzlinge von Bäumen wachsen lassen und Gemüsegärten anlegen usw. Aber jetzt ist noch eine weitere zukunftsweisende Idee hinzugekommen. Im nächsten Jahr wird dann Ferdinand hoffentlich auch seine Technik der solaren Trocknung den Jugendlichen vermitteln können und dann öffnen sich weitere Perspektiven!
Wie Sie sehen, sind Ihre Spenden gut angelegt. Wir danken allen ganz herzlich, die uns bisher unterstützt haben und möchten Sie bitten, diese Arbeit mit einer Weihnachtsspende weiterhin zu unterstützen. Die Spendenbescheinigung verschicken wir wieder im Januar. Wer neu hinzukommt und die Projekte unterstützt: Teilen Sie uns dafür Ihre Adresse mit!
Ich wünsche Ihnen eine besinnliche Adventszeit und alles Gute im Neuen Jahr.
Herzliche Grüße aus Düsseldorf Ihr Heinz J. Rothenpieler
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