Ostkongo: Die Marafiki wa Mazingira im Forstprogramm

Das Programm der jugendlichen Naturschützer in den Forstprojekten im Ostkongo

Seit über 10 Jahren gehört zum Programm von LHL für den Aufbau der Forstwirtschaft im Ostkongo auch ein Kinder- und Jugendprogramm. Auf Kisuaheli: „Marafiki wa Mazingira“, Freunde der Umwelt. Das Projekt hatte für Kinder und Jugendliche folgende Ziele: eine ausreichende altersgemäße Umweltbildung für die Kinder und die Entdeckung der natürlichen Lebensgrundlagen in ihrer Heimat.

Seitdem sind Tausende von Jugendlichen mit Fragen des Klima- und Umweltschutzes befasst worden und konnten für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung begeistert werden. Alle diese Kinder leben in einer ganz und gar ländlichen, bäuerlichen Region. Sie lernten welche Bedeutung Wälder haben und Bäume pflanzen. Sie konnten eigene Gemüsegärten anlegen, auch Sport und Spiel kamen nicht zu kurz.

Ein nachhaltiger Bewusstseinswandel der Bevölkerung für die Zukunftsfragen der Land- und Waldwirtschaft der Region konnte unserer Ansicht nach nur dann gelingen, wenn auch die Jugend für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung begeistert wird. Aus diesem Grunde haben seitdem alle Forstprojekte sich in besonderer Weise um die Integration der Jugend und teilweise auch der Kinder und Schulen in das Forstprogramm gekümmert. Jahrelang unterstützt durch hauptamtliche Pädagogen und ein spezielles kinder- und jugendgemäßes Bildungsprogramm mit dem die Marafiki wa Mazingira spielerisch in die Thematik eingeführt wurden.

Später haben Eltern uns immer wieder bestätigt, dass mit diesen „Marafiki wa Mazingira einige notwendige Verhaltensveränderungen in den Familien eingeführt wurden. Erfahrungsgemäß bringen Kinder und Jugendliche das Gelernte nach Hause, und das beeinflusst nicht selten die Eltern, die auf neue Methoden aufmerksam werden oder mit ihren Kindern etwas Neues ausprobieren. Über die Elternarbeit ließ sich das dann wieder vertiefen und begleiten. Darüber hinaus wurden auch Großeltern mit ihrem Erfahrungsschatz eingebunden. Denn in älterer Zeit waren manche traditionelle Techniken noch bekannt, die während der Kriegsjahre verlorengegangen sind.

Inzwischen sind viele dieser Marafiki wa Mazingira älter geworden und helfen tatkräftig mit beim Bäume pflanzen. Außerdem engagieren sie sich in der Trockenzeit gegen die Buschbrände auf vielfältige Weise. Die meisten Kampagnen gegen Buschbrände wurden von den Jugendlichen vorangebracht, u.a. durch Darbietung von Theaterstücken. Einige haben sich auch als Feuerwehrleute ausbilden lassen.

Seit 2019 können wir nicht mehr für jede Gruppe einen Pädagogen finanzieren. Dank eines Zuschusses der Münsterschen Kinderstiftung ist trotzdem eine Förderung möglich, aber mit einem etwas anderen Konzept: Die neuen Gruppenleiter der Kinder rekrutieren sich aus den älteren Marafiki wa Mazingira. Dies Konzept basiert auf Erfahrungen der internationalen Pfadfinderbewegung. Diese Gruppenleiter, die 16 Jahre oder älter sein sollten, bekommen einen Supervior, der sie berät und unterstützt. Insgesamt können in diesem Jahr 2020 vier Supervisor gefördert werden, dazu kommt ein weiterer Supervisor in Mushenyi, finanziert über das Kinderprogramm vom Kreisverband Rügen des Deutschen Roten Kreuzes.

Die Unterstützung berücksichtigt auch die Wünsche der Kinder: Wir hatten ursprünglich etwas Geld für Verpflegung eingeplant. Normalerweise ist „Fanta“ im Kongo etwas ganz Besonderes, das sich nicht jeder leisten kann, das aber ab und zu finanziert werden sollte. Doch die Kinder baten um eine Änderung: Sie wollten kein Fanta sondern für das Geld einer Limonade konnten sie zwei Meerschweinchen bekommen. Die waren sehr viel attraktiver und seitdem erhielten fast alle Kinder von diesem Verpflegungsgeld Meerschweinchen, aber auch Hasen, Hühner und manche sogar Ziegen. Und alle diese Tiere vermehren sich unter den Augen der Kinder, können weiterverkauft werden oder sind ein proteinreiches Nahrungsmittel. Weitere Spendenmittel werden in Gemüsesaatgut investiert. Die Kinder lernen in Gemeinschaftsgärten den Anbau von Auberginen, Tomaten, Zwiebeln, Karotten, Amaranth und anderen Gemüsesorten, die sie inzwischen u.a. in Luhwinja, Kaziba und Katana sogar zum Verkauf brachten und dort sich mit den Einnahmen von zusammen 300 $ im letzten Jahr weitere Tiere anschaffen konnten.

Einige Gruppen haben auch kleine Setzlinge von Mango-, Papaya- und Passionsfruchtbäumen gezüchtet, die sie lokal verkaufen. Mit den Einnahmen soll verstärkt die Arbeit dieser Gruppen mitfinanziert werden.

Die aktuellen Teilnehmerzahlen

In diesem Jahr 2020 werden von den fünf Supervisoren 19 Gruppen betreut mit insgesamt 956 Kindern: In Luhwinja drei Gruppen mit 181 Kindern, in Kaziba 164 Kinder in zwei Gruppen, in Mushenyi 60 Kinder in zwei Gruppen (dazu 85 Kinder im Waldkindergarten), in Nyangezi 234 Kinder in sechs Gruppen, in der Uvira-Region 148 Kinder in drei Gruppen, in Burhinyi 48 Kinder in einer Gruppe und in Katana/Kavumu 115 Kinder in zwei Gruppen. Von den 956 Kindern und Jugendlichen sind 440 Jungen und 516 Mädchen.

Aus dem Bericht der Evaluation 2019

Im vorigen Jahr 2019 wurden die Forstprojekte von LHL im Auftrag des deutschen Entwicklungshilfeministeriums evaluiert. Die beiden Evaluatoren stellten zum Programm der Marafiki wa Mazingira u.a. folgendes fest:

Die intensive Projektarbeit im Hinblick auf ein allgemeines Umweltbewusstsein und –verständnis geht, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen im Rahmen der lokalen Naturfreundebewegung „Marafiki wa Mazangiras“ absolut in die richtige Richtung.(….)

Jugendliche und Kinder, die Naturfreunde "Marafiki wa Mazingira", haben sich allgemeines Wissen über ihre Umwelt angeeignet (Gartenarbeit, Kleintierzucht, Einrichtung von Baumschulen und Anbau von Feldfrüchten). Die befragten Eltern und Schulleiter zeigten sich erfreut über die Beiträge der Jugendlichen und des Kinderstolzes/-vertrauens in die Entwicklung ihrer Fähigkeiten. So nehmen Kinder am Umweltmanagement teil.(….)

Bildungsaktivitäten für die Zielgruppen, insbesondere auch Umwelterziehung für Schulkinder, sollte unbedingt beibehalten werden. Allerdings wäre auch in diesem Bereich ein einheitlicheres methodisches Vorgehen wünschenswert. Didaktisches Material könnte für alle Partner erarbeitet werden.“

September 2020: Gemeinsames Programm ausgearbeitet

Im September fand im Businga-Wald eine Fortbildung für die Supervisoren statt, bei der genau dieses von den Evaluatoren eingeforderte einheitliche methodische Vorgehen der verschiedenen Gruppen Thema war. Die Teilnehmer erarbeiteten ein Programm u.a. mit folgende Themen:

Die Jugendlichen machen Ausflüge in die umliegenden Wälder, um dort insbesondere die einheimischen Baumarten kennenlernen. Sie lernen die Vorteile der Wälder kennen und wie Bäume gepflanzt werden. Selbstverständlich helfen sie auch beim Einpflanzen mit und lernen die Weiterverbreitung von Bäumen durch Stecklinge. Sie helfen beim Befüllen der Plasticsäckchen, mit denen die Setzlinge zum Pflanzort gebracht werden.

Zum Lernprogramm gehört die Nutzung des Holzes, sie besuchen eine Schreinerei und sehen, was nachhaltiger Holzeinschlag ist, bei dem weitere Arten nachgepflanzt werden. Sie schauen den Holzfällern bei der Arbeit zu und als Besonderheit sollen sie in den nächsten Monaten zusammentragen, wozu in ihren Dörfern Holz genutzt wird. Nicht zuletzt gehört zu den pädagogischen Mitteln auch das Malen und Zeichnen von Bäumen und Blättern. Umweltschutz und Klimaveränderung mit ihren Folgen sind ebenfalls Themen in den Gruppen.

Unterstützen Sie dies Projekt mit Ihrer Spende! Spendenkonto: IBAN DE70 2806 4179 0135 8758 03 bei der Volksbank Vechta, Verwendungszweck: Marafiki

Weitere Photos über die Aktivitäten der jugendlichen Naturschützer in den LHL-Forstprojekten