Die LHL-Berufsschule in Kenia - Bericht von Ingelore Kahrens

Projektbericht 2017 vom Mount Kenya

Im August habe ich wieder unsere Projektpartner in Kenia besucht. Der Aufbau einer Berufsfachschule für angepasste energie-effiziente Technologien und erneuerbare Energien an den Osthängen des Mount Kenia ist seit meinem letzten Besuch in 2016 gut vorangekommen.

Zur Erinnerung:

In 2012 gründeten Mugo Justus Dauti, ein befreundeter kenianischer Lehrer, seine Mitstreiter und ich die Mount Kenya Integrated Community Development Organization (MKICDO) als Dachorganisation für die Mitglieder verschiedener Projektgruppen. Im Laufe des Jahres schloss sich mein deutscher Projektpartner Hans-Georg Klaphake uns an.

In 2013 bauten wir mit finanzieller Unterstützung der BINGO-Umweltlotterie und Spendenbeiträgen in Kiini eine Werkstatt. Dort führte Hans-Georg Klaphake im August den ersten Kurs im Bau von Solarboxkochern durch. Im Januar 2014 folgte ein weiterer Kurs, in dem auch Solartrockner gebaut wurden.

In 2015 beschlossen wir den Bau einer Berufsfachschule, denn die Werkstatt in Kiini war zu klein, um dort verschiedene praktische Kurse durchzuführen. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) bewilligte unseren Antrag auf finanzielle Unterstützung. Und das County Government von Tharaka-Nithi stellte uns zwei Grundstücke in dem Ort Karinga ga Nkoru in der Nähe der Kiini-Werkstatt zur Verfügung.

Anfang 2016 begannen die Bauarbeiten für eine große Werkstatt und ein Schulgebäude. Auf dem kleineren Grundstück im Ort wurde eine Unterkunft für die Lehrlinge errichtet.

Im April führte Hans-G. Klaphake einen Kurs zum Bau von Holzvergaser-Kochern in der Kiini Werkstatt durch. Ende Mai kam dann endlich der sehnlichst erwartete Container aus Deutschland mit Maschinen, Werkzeugen und Materialien für die neue Werkstatt an.

Mein Besuch fiel in den August 2016. Diesmal nahm ich mir auch Zeit für Besuche bei Projektgruppen und einzelnen Mitgliedern der Gaketha Frauengruppe.

Im November kam Hans-G. Klaphake mit Alois Plüster, einem Fachmann für Solartechnologie. Sie bildeten zwei von uns angestellte Trainer und weitere Kandidaten im Bau von thermischen Solaranlagen und kleinen Solarsystemen zur Stromerzeugung aus.

Im Februar 2017 führten die Beiden den zweiten Teil des Trainings durch.

Im Januar 2017 war der offizielle Start des Ausbildungsbetriebes an der neuen Berufsfachschule. 13 Lehrlinge – darunter auch eine junge Frau – werden in drei verschiedenen Kursen ausgebildet: Metallverarbeitung, Sanitärinstallation und Elektroinstallation. Die Kurse werden von vier Trainern durchgeführt; einer von ihnen ist auf Holzverarbeitung spezialisiert. Außerdem gibt es Unterricht in Business Administration und es werden Grundkenntnisse in der PC-Nutzung vermittelt. Ein Lehrjahr umfasst drei Terms. Nach jedem Term wird eine theoretisch-praktische Prüfung abgelegt. Die Abschlussprüfung wird am Jahresende von offizieller Seite abgenommen. Die Abschlüsse, die die Lehrlinge an unserer Berufsfachschule erwerben können, sind in Kenia landesweit anerkannt. Die Absolventen können anschließend einen eigenen Betrieb gründen oder sich weiterqualifizieren.

Einige Lehrlinge wohnen in der Unterkunft in Karinga ga Nkoru, die während meines Besuchs im August 2017 fertiggestellt wurde. Mugo, der Hauptverantwortliche des gesamten Projektes, hat dort ein Grundstück mit einem kleinen Laden. Dort wurde eine Küche mit Essbereich gebaut und ein Büroraum für die Sekretärin zur Verfügung gestellt. Eine Köchin sorgt für das leibliche Wohl der Lehrlinge und Trainer.

Das Ausbildungsangebot wird von den Lehrlingen und ihren Familien sehr positiv bewertet. So konnten sie praktische Erfahrungen sammeln, indem sie z.B. Metallfenster und –türen für die Gebäude der Schule anfertigten. Auch Privatpersonen und andere Schulen geben Aufträge zur Herstellung von Schulmöbeln oder zur Installation von Solaranlagen. Alle Lehrlinge wollen auch für das zweite Lehrjahr an unserer Berufsfachschule wiederkommen. Das größte Problem für sie sind jedoch die Kursgebühren. Die Bezahlung von etwa 100 Euro pro Term sowie der zusätzlich anfallenden Prüfungsgebühren ist für viele Familien kaum zu leisten. In 2017 sind die Lebensmittelpreise in Kenia drastisch gestiegen und Wetterextreme haben zu Ernteeinbußen geführt. Einige Lehrlinge mussten wiederholt nach Hause geschickt werden, weil sie im Zahlungsrückstand waren. Die Schule ist auf dieses Geld angewiesen, um den Ausbildungsbetrieb aufrechterhalten zu können.

Der Bau der Werkstatt, des Schulgebäudes, der Unterkunft für die Schüler und des Küchen- bereiches ist sehr zügig vorangekommen – und das nicht nur für kenianische Verhältnisse! Das haben wir vor allem dem unermüdlichen Einsatz von Mugo Justus Dauti und vielen der MKICDO Vorstandsmitglieder zu verdanken. Sie haben sich nicht von Hindernissen entmutigen lassen und dafür gesorgt, dass das Projekt in der örtlichen Gemeinde volle Anerkennung gefunden hat. Hans-Georg Klaphake hat auf deutscher Seite die organisatorischen Aufgaben und in Kenia einen Teil der Ausbildung übernommen. Ohne ihn wäre die Idee nicht umsetzbar gewesen.

Leider waren nicht alle Beteiligten so zuverlässig wie meine oben erwähnten Mitstreiter. Das County Government hat unsere Arbeit zu Anfang durchaus unterstützt. Von ihrem zugesagten finanziellen Beitrag haben wir allerdings nur einen Teil erhalten. Unsere Trainer und unsere Sekretärin sollten feste Arbeitsverträge erhalten und vom C.G. bezahlt werden. Auch dieses Versprechen wurde nicht eingehalten. Bei den Wahlen im August wurde der County Governor dann nicht wiedergewählt. Nun wird es einige Zeit dauern, bis die Amtsgeschäfte des neuen County Government eingespielt sind und wir sie für eine Zusammenarbeit gewinnen können.

Unser Projekt „Berufsfachschule“ ist mittlerweile sehr komplex geworden. Die Aufgaben, die bewältigt werden müssen, sind zu viele, um von Mugo als Hauptverantwortlichem allein getragen zu werden. Bei meinem Besuch in diesem August haben wir uns daher beraten und Mugo Mitglieder aus dem MKICDO Vorstand zur Seite gestellt. Sie übernehmen ihre Aufgaben neben ihrer eigentlichen beruflichen Tätigkeit gegen eine moderate Bezahlung. Tatkräftig unterstützt werden sie auch von Mugos Sohn, der als Lehrer an einer nahegelegenen Schule arbeitet. Er hat ein gutes Verhältnis zu den Trainern und den Lehrlingen und bringt oft gute Ideen ein.

Im letzten Jahr kamen immer wieder Besucher zu unserer Schule, die sich mit eigenen Augen vom Erfolg unserer Arbeit überzeugen wollten. Alle waren sehr beeindruckt von dem, was sie vorfanden: Eine gut ausgestattete Einrichtung mit hochmotivierten Mitarbeitern und Schülern und qualifiziertem Training.

Im Dezember waren die Abschlussprüfungen für alle Kurse des ersten Lehrjahres. All unsere Lehrlinge haben bestanden und im Vergleich mit den Prüflingen von anderen Institutionen sehr gut abgeschnitten.