Kongobrief November 2016

“Man sieht die Aufforstung vor lauter Bäumen nicht mehr“, könnten wir angesichts der vielen Flächen sagen, die unsere Projektpartner im letzten Jahrzehnt mit Baumsetzlingen gepflanzt haben. Doch wir wollen uns nicht auf diesen Lorbeeren ausruhen und fragen nach: „Wie geht es jetzt weiter? Wer garantiert uns, dass die Bäume einmal einen so schönen Wald bilden, wie er vor mehr als 20 Jahren in der Region existierte?“ Auf diese Fragen bekommen wir im Kongo positive Antworten. Denn die Menschen haben die Bäume selbst gepflanzt und wollen sie, genau wie wir, für nachfolgende Generationen erhalten. Da­gegen steht aber der ungeheure Hunger nach Holz für die Koch­stellen und den Hausbau zusammen mit einer immer größer wer­denden Bevölkerung. Da läuten alle Alarmglocken und wir merken alle, dass die noch jungen Wälder vom Aussterben bedroht sind.

Die Kongolesen wären aber keine Kongolesen und wir wären nicht LHL, wenn wir das als “Problem“ und nicht als eine Her­ausforderung sehen würden. Und so arbeiten wir zusammen mit Förstern daran, die Holzressourcen so zu nutzen, dass die gepflanzten Wälder über Hunderte von Jahren erhalten bleiben können. Doch dazu fangen wir fast bei Null an und müssen Forstfachkräfte aus- und weiterbilden, weitere Waldbesitzer ins Forstmanagement integrieren und eine gemeinsame Forstverwaltung aufbauen. Wir hoffen, dafür eine genossenschaftliche Basis zu finden. Dadurch lässt sich der Wald ertragreich bewirtschaften, Trinkwasser schützen, Erosion vorbeugen sowie vielen Tieren und Pflanzen ein Lebensraum bieten.

Wer “A“ sagt … na - Sie kennen den Rest...

Sich bei dem Schutz der Wälder nur auf den Wald zu konzentrieren, bringt uns nicht weiter. Denn die Buschfeuer, die besonders in der Trockenzeit um sich greifen und gelegentlich auch die mit viel Liebe gepflanzten Wälder

zerstören, haben ihre Ursachen auch in den veralteten Methoden des Ackerbaus und der Viehwirtschaft. Und hier dürfen nicht die Konflikte zwischen den drei vorherrschenden Landnutzungsformen (Viehwirtschaft-Ackerbau-Forstwirtschaft) verges­sen werden. Aus unbestimmten Ängsten werden Brände auf Aufforstungsflächen gelegt, um z.B. Weideland zu erhalten. Zu schlechter Letzt steigt der Feuerholzbedarf stetig an und mit ihm der Druck auf die noch in den Kinderschuhen steckende Forstwirtschaft.

All dies zeigt, dass wir uns den Herausforderungen der Landwirtschaft und der Haushaltsenergie stellen müssen. Und das tun wir und arbeiten auf allen Ebenen: In allen sozialen Schichten und Altersgruppen.

In der Landwirtschaft vermitteln wir u.a. verstärkt Kompo­stierung, um der Düngung mit verbrannten Pflanzenresten, die den Boden auslaugt und Buschfeuer produziert, entge­genzuwirken. Außerdem wird in den neuen Projekten die Gruppe der Viehzüchter mit Alternativen zur Weidewirtschaft bekannt gemacht. So können die Buschfeuer weiter reduziert werden. Um das Verständnis für die Maßnahmen zu steigern, wurden in der Vergangenheit und werden in den neuen Projekten Umwelt-Jugendgruppen und Landvolkshochschulen für die Bevölkerung gegründet. So verankert sich dieses Wissen in verschiedenen Ebenen der Gesellschaft. Auch der Dialog zwischen den drei Landnutzungsformen wird gefördert und dadurch werden gemeinsame Entscheidungen getroffen, welches Land wofür genutzt wird.

Der Feuerholzbedarf jedoch wird bleiben. Den können wir (noch?!) nicht abschaffen. Wir können lediglich dazu beitragen ihn zu reduzieren. Der holzsparende Lorena Ofen, den wir bereits in der Vergangenheit im Kongo eingeführt haben, wird unter anderem durch Jugendgruppen und handwerkliche „Jungunternehmer“ in der lokalen Bevölkerung weiter verbreitet. Diesen Prozess unterstützen wir mit viel Engagement und Fachwissen.

In aller Kürze sind das die Herausforderungen im Süd-Kivu, denen wir uns zusammen mit zehn Partnerorganisationen stellen. Die Eigenständigkeit der Partnerorganisationen ist hierbei bestimmend, aber wir unterstützten ihren Zusam­menschluss unter einem Dachverband, der in den nächsten Jahren die Bildung von genossenschaftlichen Strukturen leiten wird. Wir dürfen mit der Unterstützung des deutschen Entwicklungshilfeministeriums (BMZ) rechnen. Doch dafür benötigen wir auch einen „Eigenanteil“ durch Spenden. Deshalb können wir ohne Ihre Mithilfe diese Aufgaben nicht bewältigen und bitten um Ihre Unterstützung, damit unsere Partner die Projekte schultern können. Mit Ihrer Förderung können wir das schaffen und möchten an dieser Stelle allen bisherigen Spendern für ihr Vertrauen und ihre Unterstützung unseren tiefsten Dank aussprechen! Durch Sie können wir die Motivation der Menschen vor Ort in Aktion umwandeln, um das große Ziel zu erreichen: Einen Süd-Kivu, der sich selbstständig gegenwärtigen und zukünftigen Herausforderungen stellen kann.