Kongo: Pandemie gefährdete lokale Schulkreideproduktion

Schulkreide – das ist in kongolesischen Schulen immer noch das „tägliche Brot“, denn an eine Digitalisierung der Schulen ist nicht zu denken. Die Kinder sind froh, wenn sie überhaupt zur Schule gehen können, denn Schule kostet Geld, das viele Familien nicht aufbringen können. Ungefähr die Hälfte der kongolesischen Kinder gehen deswegen überhaupt nicht zur Schule. 
Schulkreide benötigen alle Schulen und früher wurde diese in der Uvira-Region am Tanganjikasee wie so vieles andere auch aus China importiert. 
Vor sechs Jahren gründeten wir in Uvira am Tanganjikasee eine Firma zur lokalen Herstellung von Schulkreide. Die Produktion schuf Arbeitsplätze und das Geld blieb im Land. Aus verschiedenen Gründen war der Anfang sehr schwer, doch 2019 schien alles aus dem Gröbsten heraus zu sein: Die Investitionen waren getätigt, die Produktion lief und reichlich Schulkreide konnte ausgeliefert werden. Doch im letzten Vierteljahr 2019 zahlten die staatlichen Schulen die Rechnungen nicht mehr, weil sie monatelang die versprochene Unterstützung des Staates nicht ausgezahlt bekamen. So waren viele Forderungen zunächst nicht einzutreiben. Viele andere Schulen haben private Träger. Dann kam im März 2020 die Schließung aller Schulen wegen Covid-19, sodass auch die anderen Schulen ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen konnten…
Als ob das nicht genug gewesen wäre, so hatte Uvira schon im April 2020 einen derartigen Starkregen, wie jetzt die Eifel in Deutschland: Hunderte von Häusern wurden zerstört, zahlreiche Tote waren zu beklagen. Die Obdachlosen wurden in Schulen untergebracht, andere Schulen (welche HOCI’s Rechnungen noch nicht bezahlt hatten) wurden durch den Starkregen ganz zerstört. Einige Berichte finden sich hier 
Doch die Mitarbeiter gaben nicht auf. 
Wenn allerdings der Umsatz von einem Jahr sich auf zwei Jahre verteilt und viele Schulen nicht pünktlich zahlen, zerfließen die geplanten Mittel für Investitionen in den Fixkosten, sodass die jetzt nötigen Investitionen nicht aus eigener Kraft aufgebracht werden können. Weitere Hintergrundinfos hier
Hier setzt unser Projekt an: Die Schwierigkeiten waren Folge des Hochwassers und der Pandemie. Somit ist das Konzept nach wie vor gültig: Bei „normalem“ Betrieb kann die Schulkreide rentabel produziert werden und die Stiftung erreicht ihre Ziele. Doch um dahin zu gelangen benötigt die Afrikanische Kinderstiftung jetzt nochmal einige Zuschüsse für die Investionen: für den Erwerb von Kreidepulver, von Ölen, die zur Produktion benötigt werden, von Verpackungsmaterial, auch von Gehältern, die weiter bezahlt werden müssen, bis die Schulen ab Oktober 2021 die Lieferungen bezahlen, für einen Wassertank, weil in der Trockenzeit Wassermangel ist und für ein neues Moped, weil das bisherige nach mehrjährigem Gebrauch inzwischen sehr reparaturanfällig ist.
 
Das erste Ziel ist erreicht: Ein Wassertank konnte Ende September installiert werden. So wird das Regenwasser gesammelt und kann für die Schulkreideproduktion genutzt werden.
 
So konnte Anfang Oktober die Produktion wieder aufgenommen werden:
Das Problem ist jetzt der Vertrieb. Bisher wurde die Schulkreide mit einem Mofa an die Schulen transportiert. Doch nach drei Jahren ist das Mofa sehr reparaturanfällig. Die Straßen in Uvira sind katastrophale Schotterpisten. Irgendwann liess sich das Mofa nicht mehr reparieren....
Deshalb muss jetzt ein neues Mofa angeschafft werden. Diese Investitionen: neues Schulkreidepulver, der Wassertank, die Kartonage für die Verpackung der Kreideproduktion und das neue Mofa sind bisher erst zu einem kleinen Teil finanziert. Der größte Teil sind Kredite, die wir zurückzahlen müssen. Aber jetzt beginnt das neue Schuljahr und die Schulen benötigen Schulkreide. Deshalb haben wir riskiert, diese Kredite aufzunehmen und hoffen auf weitere Spenden, um diese zurückzahlen zu können. Das neue Schuljahr begann Anfang Oktober 2021. Die Schulen können die ersten Zahlungen im November vornehmen - und zwar für Schulkreide, welche schon vor und während der Pandemie ausgeliefert wurde, denn da sind noch etliche Rechnungen offen, weil die Schulen eben auch vom Schulgeld der Eltern leben. Nach Lieferung der jetzigen Produktion kann ungefähr einen Monat später mit der Zahlung gerechnet werden... Trotzdem: Wir haben diese Investitionen riskiert und dadurch einige Arbeitsstellen erhalten. 
 
Weiterer Hintergrundbericht zu diesem Projekt: